Wort zum Monat

 

Dem Leiden ein Gesicht geben

Jung, schön, fit und gesund: Dieses Idealbild wird uns in den Medien ständig präsentiert, und viele hecheln ihm hinterher, nehmen dafür Strapazen in Kauf – nur um letztlich doch daran zu scheitern. Denn kein Mensch ist dauerhaft jung und gesund.

Der christliche Glaube hält uns dagegen das Bild eines Gefolterten und Sterbenden vor Augen. Besonders in den Tagen der Karwoche schauen wir auf den Gekreuzigten. Grausam? Ja, aber realistisch. Zigtausendfach werden Menschen in Kriegen sinnlos zu Opfern, sterben bei Naturkatastrophen oder Verkehrsunfällen oder erleben mit zunehmendem Alter „nur“ die eigene Gebrechlichkeit.

Gott sei Dank macht Gott keinen Bogen um das Leid, sondern begibt sich mitten hinein. Der Mann am Kreuz schreit vor Angst und Schmerz und weiß sich dennoch geborgen bei Gott, seinem und unserem Vater. Niemals können wir tiefer fallen als in seine Hände. Das ist wahre Erlösung – nicht, weil das Leben vorbei ist, sondern weil es ein Urvertrauen gibt, das den Tod überwindet.

Wo ist Gott in all dem Leid?“, fragen viele. Die Antwort: Am Kreuz! Er ist da, er leidet mit. Das ist keine theoretische Antwort, denn wer mit Leid und Tod konfrontiert ist, dem helfen keine Erklärungen, der braucht vielmehr jemanden, der Halt vermittelt und ganz einfach da ist. „Ich-bin-da“ ist daher für mich der schönste Gottesname. Und darum ist Ostern ein Mutmach-Fest: Wir müssen eigenes Leiden nicht verstecken, und wir können anderen in ihrem Leiden beistehen.

Segensreiche Kar- und Ostertage wünscht Ihnen

Oliver Lellek
Pfarrer von St. Mauritius